Bei dieser Wärme fährt es sich im Pulk besser.Der Straßenbelag ist stellenweise sehr rauh und erinnert dabei eher an Kopfsteinpflaster als an Asphalt. An einer dieser „Kopfsteinpflasterpassagen“ reicht es mir, es sind noch ca. 15 Kilometer bis nach Bibione. Die Gruppe fährt nur noch 27 Km/h und die Mixed Teams wollen noch immer nicht führen. Also großes Kettenblatt und mit 35 Km/h über dieses „Kopfsteinpflaster“ gewuchtet. Am Anfang war ich verwundert, das niemand mitkommt. Egal, treten was die Lunge her gibt. Nach ein paar Kilometern haben 2 Jungs zu mir aufgeschlossen. Sie haben sich kurz in meinem Windschatten von dem Sprint ausgeruht, um danach mit mir zusammen das Tempo auf über 35 – 40 km/h hoch zuhalten. Es ist warm und „topfeben“ , wo ist Bibione? Endlich sind wir von diesen asphaltierten Feldwegen runter. Wir fahren jetzt auf einer großen Straße. Lt. Tacho müssen es noch ca. 3 Kilomter bis zum Ziel sein. Jetzt kommen endlich Häuser in Sicht, es geht durch Bibione Richtung Strand. Durch Zufall sehe ich meinen Teampartner am Straßenrand und rufe nach ihm. Wir wollen gemeinsam durch das Ziel fahren, wegen dem Zielfoto. Mit erhobenen Armen fahren wir über den Zielstrich. Ich habe einen Schnitt von 37 Km/h auf meinem Tacho. Ich kann es icht fassen. Geschafft, glücklich und zufrieden. Die Anstrengungen der letzten Woche sind schon so gut wie vergessen. Es war eine schöne, ereignisreiche, aber auch teilweise sehr schwierige Tour. Übrigens, das älteste Team war 71 und 76 Jahre alt und ist in Bibione angekommen. Das hat mir gezeigt, das Rennradsport mit 60 noch nicht zu Ende ist.
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Fünfter Tag von Sexten nach Falcade (128 Km/ 3133 Hm)
Sonniges Wetter und ringsherum die hohen Gipfel der Dolomiten, was für ein Panorama.
Aber heute steht die sogenannte Königsetappe an. Startschuß pünktlich 9 Uhr. Der Kreuzbergpass wird in einem großen Pulk genommen ca. 5-6% Steigung. Den zweiten Pass, den Passo San Antonio habe ich nicht bemerkt (ca.450Hm) bzw. nicht groß wahrgenommen. Danach gab es ein ca. 30 km langes Flachstück teilweise an einem großen See entlang. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine Gruppe. Die einen weit voraus und von hinten nichts zu sehen bzw. einzelne Fahrer. Passo Cibiana (762Hm), es ist ein Straße wie jede andere, unten fährt man im Wald bei ca. 9-10% man sieht nichts, tritt einfach nur und irgendwann ist man oben. Am Passo Staulanza (8-10%, 823Hm) wird man erst im oberen Bereich mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Die Abfahrt vom Staulanza ist unproblematisch es geht ca. 25 Km bis Cencenighe. Mittlerweile sind wir eine Gruppe von ca.15 Fahrern. Heute merke ich wieder, das es bei mir immer besser läuft, wenn die Etappen länger werden, denn ich überhole Mitfahrer zum Schluss, die am Morgen auf und davon gefahren sind. Die letzten 9 Km geht es mit 5-7% Steigung nach Falcade am Anfang durch einen großen Straßentunnel, so etwas geht nur in Italien. Es läuft gut bei mir, bis auf einen sind alle meine Begleiter zurück gefallen. Unterwegs sehe ich wieder „TÄVE“ (Trikot Täves Radladen) und feuere ihn mit Täve, Täve an. Er sieht aber leicht geplättet aus. Endlich Ziel. Was Trinken, Essen und ab ins Camp.
Sechster Tag von Falcade nach Feltre (115 Km/ 3239 Hm)
Nach dem Start gleich hinauf zum Passo Valles. Es ist ein Anstieg im Wald unten wieder nur Bäume. Zeit um in seinen Körper rein zu hören,“ Na geht’s noch, wie fühlst du dich?“. Wieder, erst im oberen Bereich, tritt der Wald zurück und man sieht die Landschaft. Danach eine kleine Abfahrt (ca. 400Hm) und der Anstieg zum Passo Rolle. Es ist ein sanfter Anstieg mit ca.6%. Die Abfahrt ist teilweise sehr schön (schnell). Danach geht es auf den Passo Cereda, den letzten Pass der Tour, oben kommt aber nicht wirklich ein Glücksgefühl auf. Es geht noch ca. 60 Km bis nach Feltre. Nach einer kurzen Rast geht es abwärts, mit Gegenhügeln in Richtung Feltre. Die Abfahrt ist teilweise recht heftig, schmale Straßen und unbeleuchtete Tunnel. Aber ich fahre so gut wie allein den Berg herunter. Als ich endlich unten bin und über eine Brücke in den flachen Teil fahre, kommt von hinten eine Gruppe mit ca. 30 Fahrern, ich hänge mich an. Feltre ist noch weit (ca. 20 Km). Aber gleich am Anfang zwei böse Überraschungen die Straße ist zwar breit aber 2 unbeleuchtete Tunnel und von oben tropft Wasser herunter. Später stellte sich heraus, es war nicht einfach nur Wasser, mein Trikot ist seit dem versaut, wir bekommen die braunen Flecke nicht mehr raus, aber das war in diesem Moment egal, Hauptsache nicht allein fahren und so geht es mit Speed Richtung Feltre. Es geht überraschender Weise sehr gut. Unsere Gruppe hat unterwegs noch einige Fahrer aufgesammelt, so komme ich mit einer recht großen Gruppe in Feltre an. Einige müssen trotzdem sprinten als ob es um den Sieg geht!? Morgen ist der letzte Tag, flach nach Bibione und ich werde die Tour gemütlich ausrollen lassen, keine Hatz im Pulk!?
Siebenter Tag von Feltre nach Bibione (154 Km/ 446 Hm)
Der Start erfolgt heute in einem zeitlichen Abstand von ca. 5 Minuten. D.h. für mich 10 Minuten warten. In diesen 10 Minuten habe ich wahrscheinlich mein Vorhaben für diese Etappe vergessen, siehe letzter Satz vom Vortag (gemütlich, ausrollen). Es geht los durch die Altstadt über Kopfsteinpflaster, fahren nach Gefühl volle Konzentration und endlich raus aus dem Ort auf die Landstraße, aber es wird nicht gemütlich, es geht leicht bergab. Ich habe teilweise nicht mal Zeit auf mein Tacho zu schauen, so sehr muss man auf das Fahrerfeld achten. Es rollen Trinkflaschen durchs Feld, es gibt Kreisverkehre und Deppen die durchs Feld pflügen, von links nach rechts oder umgekehrt. Nach einem Kreisel ein lautes Scheppern und Schreien hinter mir, bloß nicht umdrehen. Die erste Rast erreichen wir nach ca. 55 Minuten bei Kilometer 40. Unterwegs habe ich meinem Teampartner schon gesagt, dass ich stehen bleiben werde, um das Feld ziehen zu lassen und um ruhiger fahren zu können. An der Verpflegungsstelle bleiben nur ca. 10 Fahrer stehen, der Rest rast weiter ohne Verpflegung auf zu nehmen. Flasche aufgefüllt, Riegel genommen und weiter geht’s, gegessen wird beim Fahren. Aber es ist jetzt ruhiger, ca. 3 Km lang. Da rauscht auch schon die nächste Gruppe von hinten ran. Was soll's häng dich mit ran, vielleicht wird es ja ruhiger?! Von wegen, es geht weiter. Die Bremshügel am Ortseingang und Ortsausgang werden mit ca. 35 – 40 Km/h übersprungen, es darf bloß niemand stürzen. Es ist 11 Uhr, die 2. Verpflegungstelle bei Km 82, was für eine Schweinehatz bis hier- her. Ich laß die Gruppe wieder ziehen, es ist mir zu stressig. Jetzt fahre ich ca. 10 bis 15 Km allein, bis eine kleinere Gruppe von ca. 20 Fahrern mich einholt. Ich hänge mich mit an, Bibione ist weit und alleine fahren macht nicht wirklich Spaß. Die Gruppe fährt recht gut, bloß die drei Mixed Teams stören die Harmonie. Die Herren schieben ihre Partnerinnen nach vorn, wollen aber keine Führungsarbeit übernehmen. Bei Kilometer 125 gibt es noch mal Wasser, es ist heiß heute. Einige fahren weiter, aber kurz danach sind wir wieder zusammen.